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Reflexionen einer Teilnehmerin zur Weiterbildung: „Storytelling, der eigene Mythos: ‚Wer bin ich und wenn ja wie viele?’“

„Storytelling, der eigene Mythos: Wer bin ich und wenn ja wie viele?" Reflexionen einer Teilnehmerin zur Weiterbildung

„Die Kunst des Geschichtenerzählens – das hatte mich schon von klein auf fasziniert. Besondere Anziehung übte schon damals das Theater auf mich aus. Gerade zu Weihnachten war es eine magische Zeit für mich, wenn wir als Familie ins Theater gingen und uns „Hänsel und Gretel“ ansahen. Das Lebendig werden der Geschichten aus meinen Märchenbüchern war für mich wie ein Traum, auch wenn ich schon ein bisschen Angst vor der bösen Hexe hatte.

Als ich den Titel „Storytelling – der eigene Mythos“ des Galli-Theater-Workshops las, war ich sofort begeistert. Ich stellte mir vor, in die Rolle von verschiedenen Märchenfiguren zu schlüpfen und diese auf meine Art lebendig werden zu lassen. Das hörte sich wirklich nach einer spannenden Selbsterfahrung an! Und so war es auch: eine Woche lang näherte ich mich, gemeinsam mit den anderen Teilnehmern unterschiedlichen Alters, den verschiedenen Märchenfiguren an. Ob im „Tanz der Märchenfiguren“, im paarweisen Lesen der Szenen oder im Spiel mit Verkleidung auf der Bühne; ich bemerkte schnell: das hat etwas mit mir zu tun.

Bei einigen Figuren fiel es mir auf Anhieb leicht, sie spielerisch auszugestalten, wie z. B. die Hexe, die 13. Fee oder Rotkäppchen, bei anderen tat ich mich eher schwer. Der König und die Prinzessin sowie die strengen Eltern waren nicht Teil meiner Welt. Ich spürte Widerstand, eine eitle und reiche Person zu spielen oder in Strenge laut zu werden.

Im Laufe des Workshops und des Durchspielens verschiedener bekannter Märchenszenen aus z. B. Rotkäppchen, Schneewittchen, König Drosselbart, Hänsel und Gretel, der Eisenhans und anderen wurde mir immer mehr gewahr, dass Märchen zeitlose psychologische Geschichten sind, die mehr mit uns zu tun haben als wir vielleicht erahnen. Die Symbolik und die Archetypen in Märchen bilden Muster, an denen wir uns orientieren können. Nach dem bekannten Prinzip der „Heldenreise“ zeigen sie immer einen Entwicklungsweg des Helden auf: ein Wandel geschieht und in der Regel siegt das Gute über das Böse.

Dieser Bewusstseinswandel durch das Spiel zog sich durch alle Märchen, die wir uns entweder durch Tanz, Vortrag oder Spiel mit Verkleidung erarbeiteten. Ich spürte mit der Zeit wie sich meine Sicht auf das Märchengeschehen vervollständigte und ich durch den Wechsel der Rollen, Geschlechter und damit verbundenen Perspektiven anfing ganzheitlicher zu denken. Da war plötzlich nicht nur mehr schwarz und weiß, sondern viele Schattierungen dazwischen und mein Verständnis und Mitgefühl vor allem für das andere Geschlecht und das Schicksal anderer wuchs.

Ich konnte mich z. B. sehr gut in die 13. Fee aus Dornröschen einfühlen und mich an Szenen in meinem Leben erinnern, wo ich mich nicht eingeladen und erwünscht gefühlt habe. Ich empfand im Spiel von Rotkäppchen plötzlich Mitgefühl mit dem Wolf, der grausam durch die Wackersteine sterben muss, und dachte, dass auch ein Täter immer auch mal ein Opfer war und Vergebung verdient hat. Als ich im Spiel der schönen Müllerstochter am Ende dem Rumpelstilzchen mein Neugeborenes geben sollte, spürte ich echte Verzweiflung und es stiegen mir die Tränen in die Augen. Dabei dachte ich an die vielen Mütter, die ihr Kind vielleicht unfreiwillig abgeben müssen.

Am Ende des Seminars habe ich erkannt, dass viel mehr in mir schlummert, als ich für möglich gehalten habe und jeder Mensch unglaublich viele Facetten hat. Ich bin während des Seminars meiner eigenen Heldenreise gefolgt, hab Widerstände überwunden, innere „Dämonen“ besiegt, gelacht und geweint, wurde ein wenig geläutert und bin dann dankbar mit einem großen Schatz an neuem Wissen und Erfahrungen wieder heimgekehrt.

Danke für ein wunderbares Seminar, das mich dem Menschsein in allen Facetten wieder näher gebracht hat.“

Im Spiel ist der Mensch wirklich!

Das Spiel auf der Bühne ist wie eine
Generalprobe für´s Leben.

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Literatur aus dem Galli Verlag

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